Leicht. Frisch. Ernstzunehmen

Warum „leichte Weine“ so richtig Sinn machen
© Stiefkind Fotografie
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Alexandra Gorsche © Conny Leitgeb Photography
21. Oktober 2025 | 
Alexandra Gorsche

Leichte Weine sind keine Sommerlaune. Sie sind eine Antwort auf Mindful Drinking, ganztägige Gastronomie, Büro-Lunches, After-Work & Fine-Casual-Konzepte – besonders ab September, wenn Küchen auf Wald, Pilze, Kürbis & Wurzeln schalten und Gäste bewusster genießen wollen.

Genusspunkt zeigt, wie „leicht“ ohne Verlust an Tiefe funktioniert, welche Serviceregeln Umsatz sichern – und wie sich mit drei konkreten Weinen sofort kuratierte Erlebnisse auf der Weinkarte finden.

Warum „leicht“ jetzt zieht – die 5 wichtigsten Hebel für den Betrieb

  1. All-Day-Tauglichkeit: 10–11,5 % Vol. funktionieren mittags wie abends – geringer Alkohol, klarer Kopf, längere Verweildauer.
  2. Food-Pairing 2.0: Leichtigkeit trägt Gemüse- und Fischküche, moderne vegetarische Gänge, Gewürzküche und fermentierte Noten – ohne zu dominieren.
  3. Ticket-Size: „Zweites Glas statt schwerem Ersten“ – leichte Stile fördern Zusatzbestellungen (Aperitif – Glas zum Gang – Abschluss).
  4. Signature Spritz/Chilled Reds: Eigenständige, saisonfähige Drinks & Serves (Spritz mit Zeste; Rot gekühlt) binden Bar und Service zusammen.
  5. Story & Kompetenz: Transparenz über Alkohol, Restzucker, Ausbau, Biodynamie – gäste- und teamseitig – schafft Vertrauen und Differenzierung.

Bisschen Sonne, bisschen Säure, viel Charakter: Potzinger Welschriesling 10,5

Ein extravagant ausgebauter Welschriesling, der frische und Trinkfluss liefert – bei nur 10,5 % Vol. und starkem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Profil

  • Nase: grüner Apfel, weißer Pfirsich, Zitrus-Hint
  • Gaumen: animierend, pur, klar; Balance steht über Lautstärke
  • Optik: helles Gelbgrün

Service & Pairing

  • 8–9 °C, Universal-Kelch
  • Perfekt zu: gegrilltem Gemüse, Sommerrollen, mariniertem Fisch, Zucchini-„Pasta“ mit Zitronenöl, mariniertem Fisch, Zucchini-„Pasta“ mit Zitronenöl, Austernpilz-Pfanne – und solo als Aperitif 100 ml Welschriesling + 50 ml Soda,
  • Signature Spritz: 100 ml Welschriesling + 50 ml Soda, Eis, Zitronenzeste im Glas. Menü- und ~3,5 % Vol. im Glas. Menü- und Lunchtauglich

Karten-Mehrwert

  • Positionierung als alkoholreduzierte Option mit echtem Geschmack
  • Ideal für vegan/vegetarische Gänge und als „Lunch-White“
  • Zahlen, die Vertrauen schaffen: Säure 5,2 g/l, Restzucker 1,8 g/l (trocken), UVP € 9,00 (0,75 l)

Fakten auf einen Blick

  • Vegan & nachhaltig zertifiziert
  • Histamingeprüft
  • Für Diabetiker geeignet
  • Ideal zu vegetarischen & veganen Gerichten

Sommelier-Notiz: Kommuniziere Werte, nicht Versprechen – z. B. „extra trocken: 1,8 g/l RS“. Gesundheits-Claims vermeiden, lieber objektive Parameter anführen.

potzinger.at

Kräutergarten im Glas: Muskateller Jardin d’herbes

Skin-contact Muskateller mit 7 Tagen Maische, 15 Monate auf der Feinhefe im gebrauchten 300 l-Holz, ungeschönt, unfiltriert, vegan. Nur 798 Flaschen – also Story + Rarität.

Profil

  • Strukturierte, kräuterwürzige Aromatik (Sand, Schotter, Verwitterungsgestein); lebendige Säure (5,4 g), 0,2 g/l RS (knochentrocken), 9,8 % Vol.
  • Textur statt Süße: Tannin-Touch von der Maischegärung, leiser Holzeinsatz für Tiefe.

Service & Pairing

  • 10–12 °C, größeres Tulpen-Glas; optional kurz karaffieren (10–20 Min.).
  • Küche: Kräuter, Ferment, Zitruszesten, salzige Komponenten. Großartig zu Kürbis mit Salzzitrone, gebratenem Lauch & Chevre, Pilz-Gerichten (Austernseitlinge/Parasol), Ceviche-Stile mit Trauben/Apfel.

Karten-Mehrwert

  • Bio seit 2016, biodynamisch seit 2022 – prägnant kommunizieren.
  • Perfekt als „Chef’s Pour“ oder „Limited-Glasbegleitung“.
  • Zielt auf Gäste, die Low-ABV + Craft + Natur suchen – und bereit sind, pro Glas höher zu investieren.

Sommelier-Notiz: Erkläre warum orange/skin-contact: „Aromatik + Textur, die Gewürzküche & Gemüse tragen – ohne Gewicht.“

jaunegg.at

Cooles Comeback des Rotweins: Zweigelt Kuhlbar 2024

Ein puristischer Zweigelt vom Löss, kurz auf der Maische, danach Stahltank ohne Schalen, unfiltriert – mit minimalen Gerbstoffen. Konzipiert für 4–6 °C. Preis-Freund: € 9,50 (Online).

Profil

  • Fruchtbetont, saftig, kaum Tannin-Grip; klar und zugänglich – chuggable, aber seriös.
  • Idee: Rotwein als Rooftop-, Picknick- und After-Work-Begleiter.

Service & Pairing

  • KALT servieren (4–6 °C); Universal- oder schlankes Rotweinglas.
  • Küche: Antipasti/Salumi, Thunfisch-Tatar (sojasalzig), Lauwarmes Gemüse, BBQ-Maiskolben, Käse/Oliven-Boards; später im Herbst: Flammkuchen, Ofenkürbis, Pilz-Tarte.
  • Bar-Bridge: Spritzer Rouge (50/50 Soda), Tinto-Tonic (Rot + Tonic, Zeste) – zeigt Vielseitigkeit und verlängert die Dayparts.

Karten-Mehrwert

  • „Red, served cold“ als Blickfang in der by-the-glass-Spalte.
  • Geringe Lernkurve im Team, hoher Aha-Effekt beim Gast.
  • Passt zu Casual-Dining und Bar-Snack-Menüs – bindet Bar & Service.

netzl.com

So bringst du „leicht“ gewinnbringend auf die Karte – 9 Sofortmaßnahmen

  1. Doppelte Glasgrößen anbieten: 0,1 / 0,15 / 0,2 l – niedrigere Eintrittshürde, höherer Probieranteil.
  2. Triadisches Tasting: Drei „Leicht-Stile“ im Probierflight (klassisch frisch / skin-contact / red chilled).
  3. Service-Temperatur in Worten: „Served 8–9 °C“, „Red, served cold (4–6 °C)“ – Erwartung managen.
  4. Signature-Serves fix definieren: Welschriesling-Spritz mit Zeste; Tinto-Tonic; Affogato-Pairing mit „Jardin d’herbes“.
  5. Team-Schulung 15 Min/Woche: RS & Säure erklären, Orange-Why, Rot-kalt-Argumente.
  6. By-the-Glass-Kalkulation transparent: 0,75 l = 6×125 ml / 5×150 ml – Glaspfand + 1 € „Signature-Serve-Aufschlag“ denkbar.
  7. Storytelling am Tisch: „Low ABV“ als Komfort-Vorteil, nicht als Verzicht.
  8. Saisonal denken: September–November mit Kürbis, Pilz, Lauch & Wurzeln – leicht als Aromaträger, nicht als Gegenspieler.

Cheat-Sheet: Serviceparameter auf einen Blick

  • Potzinger „10,5“ Welschriesling (2024) 8–9 °C | Universalglas | RS 1,8 g/l (trocken) | Säure 5,2 g/l | 10,5 % Vol. | Spritz-Option ~3,5 % Vol.
  • „Jardin d’herbes“, Muskateller (2023, bio/biodyn) 10–12 °C | größere Tulpe | kurz karaffieren | RS 0,2 g/l, Säure 5,4 g | 9,8 % Vol. | ungeschönt, unfiltriert, vegan, ~798 Fl.
  • Christina Netzl „Kühlbar 2024“ Zweigelt 4–6 °C | Universal/leichtes Rotweinglas | unfiltriert | minimaler Tannin-Grip | Bar-Bridge: Spritzer Rouge / Tinto-Tonic

Fazit – Leichtigkeit ist Haltung, kein Saison-Gag

„Leicht“ heißt heute präzise, texturiert, alltagstauglich – und wirtschaftlich klug. Mit klaren Serviceritualen, messbaren Parametern und Signature-Serves machst du aus drei Stilen ganzjährige Erlebnisse:

  • Frisch & straight (Welschriesling)
  • Aromatisch & texturiert (skin-contact Muskateller)
  • Saftig & kalt serviert (Zweigelt)

So wird „leicht“ zum Startpunkt – nicht zum Endpunkt – einer Karte, die Gäste mitnimmt und den Umsatz elegant verlängert.

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Copyright zu den verwendeten Beitragsbildern:
© Stiefkind Fotografie
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Weingut Daniel Jaunegg © Stiefkind Fotografie
Leicht. Frisch. Ernstzunehmen

Leichte Weine sind keine Sommerlaune. Sie sind eine Antwort auf Mindful Drinking, ganztägige Gastronomie, Büro-Lunches, After-Work & Fine-Casual-Konzepte – besonders ab September, wenn Küchen auf Wald, Pilze, Kürbis & Wurzeln schalten und Gäste bewusster genießen wollen.

Genusspunkt zeigt, wie „leicht“ ohne Verlust an Tiefe funktioniert, welche Serviceregeln Umsatz sichern – und wie sich mit drei konkreten Weinen sofort kuratierte Erlebnisse auf der Weinkarte finden.