Dass Gastronomie und Landwirtschaft zusammenspielen, ist sicherlich keine große Neuigkeit. Doch Klemens Gold hat im Pechgraben in Großraming etwas geschaffen, das in Österreich nicht alltäglich ist: Er hat einen Teegarten eröffnet. Wie lokale Landwirtschaft neue Chancen für die Gastronomie eröffnet.
„Nature Based Cuisine“ ist bei Klemens Gold, vormals Schraml, Programm. Jahrelang schärfte er in einigen der besten Küchen Europas sein kulinarischen Können, ehe er Ende 2018 nach Oberösterreich zurückkehrte und mit „Rau“ einen Fine-Dining-Hotspot für Gourmets aufbaute. Nun möchte man meinen, Gold könnte sich mit der Gastronomie alleine zufrieden geben, genug gebe es zu tun. Doch der Oberösterreicher bewies bereits in der Vergangenheit mit seiner Teekellerei und dem Combuchont, dass er auch auf dem Getränkemarkt mitmischen möchte. Zurückgegriffen hat man für das Getränk mit geringem Alkoholanteil bisher allerdings auf Teesorten aus Taiwan, Japan, China und den Alpen – wobei die Betonung auf bis jetzt liegt. Denn seit gut einem Monat wachsen eigene Teepflanzen im Garten.
Dort, wo es niederschlagsreich ist, wächst die Teepflanze besonders gerne. Fällt auch noch genügend Schatten, steigert dies außerdem die Chlorophyllproduktion und der Tee bekommt ein besonders intensives Aroma. Solch ein „schattiges Platzl“ hat Gold in Pechgraben bei Großraming gefunden, auch wenn die „Camellia sinensis“ in unseren Breitengraden noch ein Exot ist. „Gerade Bauern in den Voralpen, die mit vielen schwer zu bewirtschaftenden Flächen – oft schattig, steil, feucht und von Förderungen ausgeschlossen – zu kämpfen haben, können von unserem Ansatz profitieren. Genau hier liegt unser Social Impact“, erklärt Gold. „Wir möchten auch eine an den Klimawandel angepasste Landwirtschaft mitgestalten.“ Sichern wird man sich mit dem Projekt aber auch langfristig den Rohstoff für die Teekellerei, er kann fortan aus einer lokalen Landwirtschaft bezogen werden. Und weiter: „Tee hat das Potenzial, die voralpine Kulturlandschaft nicht nur geschmacklich, sondern auch ökologisch zu bereichern.“
Auf Produkte aus der eigenen Landwirtschaft setzt man auch im Zillertaler „Guat’z Essen“: Das Gute liegt bei Peter Fankhauser tatsächlich sehr nah, nämlich im Permakulturgarten neben dem vegan-vegetarischen Restaurant. Das kühle und raue Klima in Stumm lässt vielleicht so manches langsamer wachsen, aber der Geschmack überzeugt allemal. Gut Ding braucht eben Weile und bringt so manche Rarität auf die Teller, die man sonst nicht zwischen die Zähne bekommen hätte – ob es nun ein Blatt oder eine Wurzel ist.
Und auch hier gilt wie in Großraming: Man will für die Zukunft gut gerüstet sein. Kurzfristige Ausbeutung des Bodens spielt es bei einem Permakulturgarten nicht, man setzt auf einen natürlichen Kreislauf. „Wir überlassen unser Gemüse der Natur“, beschreibt Fankhauser. „Um zu überleben, muss dieses etwas kämpfen, dafür wird es aber im Geschmack sehr intensiv und damit unverkennbar.“ Geschlossen wird der Kreislauf, indem Speiseabfälle aus dem Restaurant zu Kompost verarbeitet und dann als frische, gesunde Erde für die Hügelbeete wieder eingesetzt wird.
Ob im schattigen Teegarten von Klemens Gold in Großraming oder im Permakultursystem von Peter Fankhauser in Stumm: Gastronom:innen, die auf lokale Selbstversorgung setzen, sichern sich nicht nur hochwertige Rohstoffe und vielfältige Aromen, sondern gestalten aktiv eine nachhaltige, klimaresiliente Zukunft mit. Der enge Schulterschluss mit der Landwirtschaft bietet dabei nicht nur kulinarischen Mehrwert, sondern auch ökologische Perspektiven – ein Ansatz mit Vorbildwirkung.
Mit „Tunesisch vegan“ nimmt uns Malek M’hiri mit auf eine farbenfrohe und aromatische Reise durch die tunesische Küche – ganz ohne tierische Produkte. Dieses Buch ist mehr als nur eine Rezeptsammlung: Es erzählt die Geschichte von Tradition, Familie und den einzigartigen Aromen Tunesiens.
Die 60 Rezepte zeigen, wie vielfältig und kreativ die tunesische Küche ist, auch in ihrer pflanzenbasierten Form. Klassiker wie leuchtend-bunte Schakschuka, würzige Teigtaschen oder dampfender Couscous werden durch Maleks vegane Interpretationen zum Erlebnis. Besonders charmant ist der spielerische Umgang mit Zutaten und Gewürzen – hier wird weniger abgewogen, dafür mehr kombiniert und abgeschmeckt. Genau diese Freiheit macht Lust, die Küche nach eigenen Vorlieben zu entdecken.
Die Vielfalt der Rezepte reicht vom süßen Sonntagsfrühstück mit Hirse-Pudding bis zu herzhaften Street-Food-Kreationen wie Brik. Harissa, Knoblauch und tunesisches Olivenöl spielen dabei eine zentrale Rolle und verleihen den Gerichten ihre typische Intensität. Malek vermittelt dabei nicht nur die Rezepte selbst, sondern auch das Wissen über Gewürze, Zutaten und traditionelle Zubereitungsweisen.
Besonders beeindruckend ist die persönliche Note des Buches: Die Rezepte basieren auf Maleks Familiengeschichte und verbinden jüdische, Amazigh- und tunesische Einflüsse. Diese kulturelle Tiefe macht jedes Gericht zu einem Stück gelebter Geschichte, das sich in der heimischen Küche nacherleben lässt.
Info:
Löwenzahn Verlag
ISBN 978-3-7066-2990-4
160 Seiten
Das Fine-Dining-Restaurant Wing aus Hongkong wurde mit dem renommierten Gin Mare Art of Hospitality Award 2025 ausgezeichnet. Warum dieser Preis weit über gutes Service hinausgeht – und was die Philosophie von Vicky Cheng zum internationalen Vorbild macht.
Dass Gastronomie und Landwirtschaft zusammenspielen, ist sicherlich keine große Neuigkeit. Doch Klemens Gold hat im Pechgraben in Großraming etwas geschaffen, das in Österreich nicht alltäglich ist: Er hat einen Teegarten eröffnet. Wie lokale Landwirtschaft neue Chancen für die Gastronomie eröffnet.