„Das Wohlfühlen unserer Gäste muss jeden Tag neu erkämpft werden.“
Seit fast einem Jahrhundert prägt die Familie Moosbrugger den Tourismus in Lech am Arlberg. Im Gespräch erzählt Johanna Moosbrugger-Lettner von den Anfängen, den Herausforderungen eines modernen Hotelbetriebs und dem Anspruch, Gastlichkeit mit künstlerischem Ausdruck und nachhaltigem Denken zu verbinden.
GENUSSPUNKT: Ihre Familie gilt als eine der Pionierfamilien im Tourismus am Arlberg. Können Sie von den Anfängen erzählen?
JOHANNA MOOSBRUGGER-LETTNER: Meine Urgroßmutter Anna Skardarasy war gemeinsam mit ihrem Mann Balthasar eine Wegbereiterin der Qualitäts-Hotellerie am Arlberg. Mit viel Auslandserfahrung im Gepäck kauften sie 1931 das Hotel Flexen in Zürs. Ihr Gespür dafür, dass sich der Arlberg zu einem beliebten Reiseziel entwickeln würde, hat sich bewahrheitet. Heute steht bei uns bereits die fünfte Generation bereit, diesen Weg fortzusetzen.
Gab es bestimmte Schlüsselmomente, die den touristischen Aufschwung Ihrer Familie geprägt haben?
Ein solcher Moment war sicher der Kauf des Hotel Gasthof Post durch meine Großeltern im Jahr 1937. Später wurde dieses Haus unter meinen Eltern und heute unter meinem Bruder und seiner Familie weitergeführt. Besonders prägend war der Beginn der Besuche der niederländischen Königsfamilie – ein Vertrauensbeweis, der bis heute anhält. Auch unser Boutiquehotel Bergschlössl sowie der Gastronomiebetrieb Basecamp in St. Anton gehen auf familiäre Wurzeln zurück. Die Lech Lodge konnten wir schließlich 2012 auf einem Familien-Grundstück bauen.
Was bedeutet es für Sie persönlich, eine Rolle in der Geschichte einer international bekannten Destination zu haben?
Unsere Arbeit ist nie fertig. Das Wohlfühlen unserer Gäste muss jeden Tag neu erkämpft werden. Wir leben in einem natürlichen Kreislauf der Natur und der Wirtschaft. Nach einer guten Saison fragen wir uns sofort: Wie können wir im nächsten Jahr unsere Gäste wieder überraschen, wieder begeistern? Diese ständige Herausforderung beflügelt unsere Kreativität und treibt uns an, immer wieder Neues und Schönes zu gestalten.
Welche Philosophie prägt die Lech Lodge heute?
Wir schaffen Raum für besondere Begegnungen, für generationsübergreifende Zeit mit den wichtigsten und liebsten Menschen. Die Lech Lodge soll ein Umfeld sein, das entschleunigt, verbindet und inspiriert. Dabei kombinieren wir bewusst luxuriösen Anspruch mit nachhaltigem Denken, für Gäste ebenso wie für unsere langjährigen Mitarbeitenden.
Die Lech Lodge steht für luxuriösen und nachhaltigen Tourismus. Wie verbinden Sie diese
beiden Aspekte miteinander?
Die Lech Lodge ist aus einem tiefen Seelenwunsch heraus entstanden. Es ist kein kurzfristiges Konzept, kein Zweckbau. Die Lech Lodge ist viel mehr für Generationen gedacht. Dabei war es uns von Anfang an wichtig, dass sich nicht nur unsere Gäste, sondern auch unser Team wohlfühlt. Deshalb sind selbst die Arbeitsräume wie Wohnräume gestaltet. Unser großartiges Team begleitet uns seit Anbeginn – auch das verstehen wir unter echter Nachhaltigkeit.
Welche Rolle spielten Ihre Kindheitserinnerungen in Lech für das, was Sie heute in der Lodge
verwirklichen?
Die Werte, die uns damals vorgelebt wurden, sind gleich geblieben: Respekt vor der Natur, Gastfreundschaft und das Bewusstsein für Qualität. Was sich verändert hat, ist die Technik. Digitalisierung macht auch vor unserer Branche keinen Halt. Aber das Gefühl, hier einfach ankommen zu können, ist geblieben. Viele Familien verbringen seit Generationen ihren Urlaub bei uns und möchten die schönen Momente hier auch ihren Kindern weitergeben.
Wie steht es Ihrer Meinung nach um die Zukunft des Tourismus in Lech?
Unsere Chance in Lech liegt darin, einen Ort zu bieten, an dem man Kraft schöpfen kann – trotz der Herausforderungen der Welt. Wie gesagt: Wer einmal hier war, kommt oft zurück, um diese Ruhe erneut zu erleben.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich, in Generationen zu denken, nicht in Saisonen.
Ein wesentliches Element der Lech Lodge ist die Kunst. Wie kam es dazu?
Die Liebe zum Handwerk begleitet mich seit meinen frühen Berufsjahren. Während meiner Zeit im elterlichen Hotel, dem Gasthof Post, renovierten wir in den 1990er-Jahren mehrere Badezimmer. Dabei entdeckte ich traditionelle holländische Fliesen mit kunstvollen Motiven. Sie haben mich sofort fasziniert. Ich nahm Kontakt zur Manufaktur Sytsma in Heerenveen auf und durfte dort persönlich das Handwerk erlernen. Seitdem gestalte ich mit Ton, Gips, Holz und Stein, wobei der Ton mein liebstes Material ist. Die Arbeit mit den Händen erdet mich und fordert mich stets aufs Neue heraus.
Auch Tiere sind für mich eine große Inspirationsquelle. Rund um die Lech Lodge finden sich etwa Fabelwesen, Hasen, Eulen, Fische oder Hunde. 2023 habe ich zudem meine berufsbegleitende Ausbildung zur Bildhauerin abgeschlossen. Ein Herzensprojekt, das meiner künstlerischen Tätigkeit nun auch eine neue Tiefe verleiht.
Wie fließt Ihre künstlerische Handschrift in die Chalets ein?
Ich habe selbst Pläne gezeichnet und Konzepte entworfen. Die Detailverliebtheit, die ich in meine Kunst lege, findet sich in vielen Elementen der Lech Lodge wieder, zum Beispiel in handgemalten Fliesenbildern, Porträts unserer Kinder oder Skulpturen. Auch mein Mann Klaus bringt seine Kreativität mit ein. Als früherer Küchenchef und leidenschaftlicher Gastgeber ist er ebenfalls maßgeblich an der Planung und Umsetzung unserer Projekte beteiligt. Ob Raumgestaltung oder Atmosphäre, vieles entsteht im gemeinsamen Austausch.
Gibt es ein Werk, das Ihnen besonders am Herzen liegt?
Drei Fliesenbilder, die ich vor Jahren gestaltet und ganz vergessen hatte, fanden später ihren Platz in unserem Loft. Auch das Bild unseres Sohnes als Skispringer ist für mich von großer Bedeutung. Ich liebe die Werke besonders, die unsere Familie in verschiedenen Lebensphasen zeigen.
Finden Sie heute denn noch Zeit fürs kreative Arbeiten?
Es ist nicht immer einfach, aber vor allem im Frühling und Herbst schaffe ich mir bewusst kreative Freiräume. Mein Traum ist es, irgendwann auch gemeinsam mit Gästen zu arbeiten, etwa in Workshops oder gemeinsamen Projekten, die Lust aufs Handwerk machen. Meiner Meinung nach ist es wertvoll, der digitalen Welt auch mal die Stirn zu bieten und die Freude am „Selbstgemachen“ zu erhalten.
Was bedeutet für Sie nachhaltiges Gestalten?
Nachhaltigkeit bedeutet für mich, in Generationen zu denken, nicht in Saisonen. Das betrifft unsere Häuser ebenso wie den Umgang mit Materialien, Ressourcen und Menschen. Achtsamkeit ist dabei der Schlüssel – gegenüber Raum, Natur und allen, die mit uns arbeiten.
Abschließend: Was treibt Sie an?
Die Freude am Gestalten, die Neugier auf das Schöne! Und die Verantwortung, ein Stück Heimat zu bewahren und weiterzugeben – an unsere Kinder, unsere Gäste und an alle, die die Lech Lodge als etwas Besonderes empfinden.
Nachhaltigkeit bedeutet für mich, in Generationen zu denken, nicht in Saisonen.
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Seit fast einem Jahrhundert prägt die Familie Moosbrugger den Tourismus in Lech am Arlberg. Im Gespräch erzählt Johanna Moosbrugger-Lettner von den Anfängen, den Herausforderungen eines modernen Hotelbetriebs und dem Anspruch, Gastlichkeit mit künstlerischem Ausdruck und nachhaltigem Denken zu verbinden.