„Wein ist Berufung – keine Berufsbeschreibung“
Ein Gespräch über Sauvignon Blanc, nachhaltigen Weinbau und die Kunst, Geschichten in Flaschen zu füllen: Winzer Stefan Potzinger spricht im Interview über Herkunft als DNA des Weines, seine Innovation „Welschriesling 10,5“ und warum für ihn Wein nie langweilig wird – sondern zur Lebensaufgabe.
Mitten in der Südsteiermark, dort wo die Hänge von Gabersdorf auf Geschichte treffen, treffe ich Stefan Potzinger. Ein Winzer, der nicht nur Sauvignon Blancs von Weltklasse vinifiziert, sondern auch ein klares Bekenntnis zu Herkunft und Nachhaltigkeit lebt. In unserem Interview spricht er über das Erbe seiner Familie, seine neueste Innovation – einen Weißwein mit nur 10,5 % Alkohol – und warum echter Wein für ihn immer eine Handschrift tragen muss. Ein Gespräch über Charakter statt Masse, über Kunst statt Etikette – und über das, was bleibt, wenn der letzte Schluck getrunken ist.
„Wir waren heute bei unserem Winzerhaus in Ratsch“, erzählt Stefan. „Mein Ur-Urgroßvater hat es 1860 gekauft, um Wein fürs eigene Gasthaus zu machen.“ Heute ist daraus ein international gefragtes Weingut geworden. Doch bei aller Entwicklung bleibt Potzinger sich treu: „Sorte ist wichtig – Herkunft ist entscheidend. Ein Sauvignon Blanc aus der Südsteiermark ist weltweit einzigartig.“
Was macht die Südsteiermark so besonders? „Wir können weltklasse Weißweine machen – und das wissen noch zu wenige“, sagt Potzinger. Auch wenn er bereits zu den Top-Adressen der Region zählt, ist für ihn eines klar: „Wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen – aber das macht es spannend.“
Langweilig wird ihm sein Job jedenfalls nie. „Jedes Jahr ist eine neue Herausforderung. Ich wünsche mir manchmal, ich hätte 30 Jahre mehr Zeit.“ Zu seiner letzten Innovation zählt ein Weißwein mit nur 10,5 % Alkohol: Welschriesling 10,5. „Alkoholfreie Weine haben mich nie überzeugt – also haben wir etwas Eigenes gemacht, das gut schmeckt und zum Essen passt.“
Im Glas: Sauvignon Tradition 2024 – ein Südsteiermark DAC. „Das ist unser wichtigster Wein. Jeder Betrieb macht ihn, also sind wir direkt vergleichbar – das motiviert uns enorm.“ Die Reben stammen von verschiedensten Böden – Opok, Kalk, Schiefer – und spiegeln die Vielfalt der Region wider. Besonderheit: Der Wein ist vegan, histamingeprüft und stammt aus nachhaltiger Bewirtschaftung.
Doch was heißt das konkret? „Wenig Pflanzenschutz, wenig CO₂-Ausstoß, viel Achtsamkeit – auch gegenüber Mitarbeiter:innen. Nachhaltigkeit betrifft alle Bereiche unseres Tuns.“ Potzinger ist überzeugt: „Das ist keine Option, das ist Pflicht.“
Für ihn ist klar: „Heimat schmeckt nach Frische, Finesse und Tiefe. Die Steiermark bringt Sauvignon Blanc hervor, der nicht laut ist, sondern berührend – ganz anders als etwa in Neuseeland.“ Seine Überzeugung: „Diese Handschrift macht uns einzigartig.“
Sorgen wegen des Klimas? „Sauvignon Blanc ist robust. Wenig Spätfrost-Probleme, hohe Klimaresistenz – für uns ein Glücksfall.“
Potzingers Leidenschaft geht über die eigenen Rebzeilen hinaus. Mit seiner Blue Chip Selection kuratiert er High-End-Weine aus ganz Europa – und bietet sie online wie direkt am Weingut an. „Das ist Weiterbildung, Hobby, Faszination. Ich will wissen, was andere tun – und was mich begeistert, das nehme ich auf.“ Mit einem smarten Online-Shop-Konfigurator („nächtelang selbst gebaut“) macht er seinen Kunden das Finden des perfekten Weins einfach – von Business-Dinner bis Liebhaber-Stück.
„Ein Blue Chip Wein braucht Handschrift, Reifepotenzial, Faszination. Die Auswahl treffe ich – ganz subjektiv.“ Und er ist ständig auf der Suche: „Weinreisen sind das Schönste, was es gibt. Wer gute Weine macht, lebt meist auch gut – das sind einfach spannende Menschen.“
Und woran erkennt man einen guten Wein? „Am Geschmack – nur daran! Natürlich gibt’s auch schirche Etiketten, die Kult sind. Aber letztlich zählt das, was im Glas ist.“
Was trinkt Stefan Potzinger selbst, wenn es um Charakter geht? „Einen Sauvignon aus der Südsteiermark – von dem Winzer, dessen Handschrift mich gerade berührt. Und da gibt’s zum Glück viele!“
Stefan Potzinger lebt Wein nicht nur – er denkt ihn weiter. Mit einer Haltung, die Herkunft über Hype stellt. Mit Innovation, die nicht laut, sondern klug ist. Und mit dem Wissen, dass guter Wein nicht nur schmeckt – sondern eine Geschichte erzählt, die man mit jedem Glas neu entdeckt.
Er ist Polens erster Zwei-Sterne-Koch und eine Schlüsselfigur der modernen polnischen Küche: Przemysław Klima von der Bottiglieria 1881 in Krakau. Im September 2025 gastiert er im Restaurant Ikarus im Hangar-7 Salzburg. Im Interview spricht er über Kindheitserinnerungen, die Bedeutung regionaler Produkte, seine Leidenschaft für Wild und Pierogi – und warum polnische Gastronomie international noch viel Potenzial hat.
Im Hotel Goldener Berg in Oberlech definiert Küchenchef Theo Alexis alpine Kulinarik neu. Mit einem Angebot, das ketogene, basische und pflanzenbasierte Menüs umfasst, beweist er, dass selbst Fleischliebhaber:innen von Gemüse begeistert sein können. Im Interview spricht er über die Verbindung österreichischer und griechischer Einflüsse, seine außergewöhnlichen Signature-Gerichte wie im Ofen gegarte Wassermelone und darüber, was eine gute Führungspersönlichkeit in einer großen Küche ausmacht.
Ein Menü ohne Wein? Für Sigrid Winkler von Winklers Cuisine undenkbar. Im Interview verrät sie, warum Champagner für sie das universellste Pairing ist, weshalb Gäste bei ihr ihre eigenen Weinschätze mitbringen dürfen – und wie sie mit Flexibilität und Fingerspitzengefühl immer wieder überraschende Genussmomente schafft.
Ein Gespräch über Sauvignon Blanc, nachhaltigen Weinbau und die Kunst, Geschichten in Flaschen zu füllen: Winzer Stefan Potzinger spricht im Interview über Herkunft als DNA des Weines, seine Innovation „Welschriesling 10,5“ und warum für ihn Wein nie langweilig wird – sondern zur Lebensaufgabe.