Effizienz trifft Emotion

Wie Digitalisierung und KI die Gastronomie neu definieren
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Alexandra Gorsche © Conny Leitgeb Photography
7. Juli 2025 | 
Alexandra Gorsche

Vom Ticketing-System bis zur Kochrobotik: Die Gastronomie befindet sich im digitalen Wandel. Was als technologische Spielerei begann, wird heute zum echten Wettbewerbsvorteil. Warum digitale Prozesse mehr Planbarkeit, bessere Gästeerlebnisse und neue Perspektiven für Mitarbeitende bringen – und wo der Mensch dennoch unersetzlich bleibt.

1. Neue Gastrologik: Wenn Digitalisierung das Service-Erlebnis verändert

Ein Restaurant ohne klassische Reservierung, aber mit planbarer Gästeanzahl? Das klingt ungewohnt, ist im Gmundnerberghaus längst Realität. Mike Süsser und David Daxner setzen auf ein durchdachtes Ticketing-System, das Events planbar macht und No-Shows verhindert. „Das ist nicht nur effizient, sondern fühlt sich auch für die Gäste besser an. Sie erleben mehr Aufmerksamkeit, weil das Team weiß, wer wann wo sitzt“, so Süsser.

Daxner ergänzt: „Für uns bedeutet das mehr Zeit für echte Gastfreundschaft statt Improvisation.“ Planbarkeit wird zum Schlüsselbegriff. Auch für das Team. „Wer bei uns neu startet, sieht schon Monate im Voraus, wann welche Veranstaltungen sind“, erklärt Süsser. Das schafft Transparenz und eine neue Arbeitskultur in einem Sektor, der oft mit Unsicherheit kämpft.

2. Status quo & Ausblick: Zahlen, die Mut machen

Laut einer aktuellen Erhebung von Circana (Mai 2025) stiegen die Konsumausgaben im ersten Quartal 2025 trotz rückläufiger Besuchszahlen um +1 %. Digitale Touchpoints wie Click&Collect und Online-Bestellung machen mittlerweile 7 % aller Gastronomie-Anlässe aus – Tendenz steigend. Edurne Uranga, VP Foodservice EMEA bei Circana: „Wer digitale Wege klug nutzt, kann sich in einem wettbewerbsintensiven Markt behaupten. Der Mehrwert entsteht dort, wo Daten zur Entscheidungsgrundlage werden.“

3. KI in der Praxis: Zwischen Tool und Teamplayer

Im Gmundnerberghaus setzt man KI nicht zum Rezepteklau ein, wie Mike Süsser mit einem Augenzwinkern betont. „Aber für neue Ideen, Marketingtext, Abläufe oder Vereinbarungen ist sie Gold wert.“ Auch Tobias Bätz, Executive Chef im Posthotel Alexander Herrmann, nutzt KI als Sparringpartner: „Emotion in Texten kann dir kein Tool geben, aber es hilft, neue Perspektiven zu entwickeln.“ Die KI hat laut David Daxner auch ihre Grenzen: „In der Küche bleibt Handwerk Handwerk. Unsere Pizza erkennt nicht automatisch ihren perfekten Garpunkt – sie ist trotzdem super.“

4. Robotik in der Küche: Zwischen Utopie und Nutzen

Mit „Lady Umami" präsentiert F&B Heroes Deutschlands erste vollautonome Ghost Kitchen. Der Kochroboter produziert Gerichte skalierbar und wirtschaftlich. Die operative Marge liegt laut Betreiber Tim Plasse 33 % über Branchenschnitt, die Bewertungen auf Wolt sprechen für sich. Für Süsser ist Robotik kein Tabu: „In der Kantine kann das richtig spannend sein. Wokpfanne auf Knopfdruck, grammgenau? Mega Idee!“ Dennoch mahnt er zur Balance: „Im Service muss das Persönliche bleiben. Ein Roboter, der serviert? Schwierig.“

5. Daten & Feedback: Hybride Systeme als Chance

Digitale Feedbacktools via QR-Code sind im Gmundnerberghaus Alltag. „Viele Gäste sagen uns nichts ins Gesicht, aber schreiben es online“, erklärt Mike Süsser. Doch auch hier bleibt das Persönliche wichtig: „Wir kombinieren beides. Hybride Wege funktionieren.“ Die Nutzung von Daten geht dabei weiter: „Newsletter werden gezielter eingesetzt, Veranstaltungen besser beworben, Gästebewegungen analysiert“, so Daxner. Digitalisierung wird zur strategischen Grundlage.

Fazit: Gastronomie zwischen Mensch und Maschine

Die Gastronomie der Zukunft ist nicht rein digital, aber digital durchdacht. Prozesse wie Ticketing oder Feedback-Analyse schaffen Freiraum für das Wesentliche: echte Gastlichkeit. Ob KI, Robotik oder Datennutzung – am Ende zählt der Mensch als emotionaler Anker.

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Zwischen Vertrauen und Kontrolle

Wie viel darf KI allein machen?

Eine neue Servicekraft wird gesucht. Die Besetzung der Stelle ist dringend, die Zeit knapp – und die Bewerbung kommt nachts um halb eins. Nicht per E-Mail, sondern über WhatsApp. Die ersten Fragen beantwortet ein KI-gestützter Chatbot, der Termin für das Probearbeiten wird automatisch vorgeschlagen. Alles läuft effizient, schnell und scheinbar ganz ohne menschliches Zutun.

Solche Prozesse sind längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern Realität. Doch genau hier stellt sich die Frage: Wie viel darf KI eigentlich allein entscheiden – und wann braucht es den Menschen als Kontrollinstanz? Zwischen Automatisierung und Verantwortung entsteht ein neues Spannungsfeld, das besonders in personalintensiven Branchen wie der Gastronomie und Lebensmittelproduktion sensibel gestaltet werden muss.

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