„Wenn man einen Wein dort trinkt, wo er entsteht – im Gespräch mit den Menschen, die ihn machen – dann bleibt er im Gedächtnis.“
Vom Samerberg bis in die Maremma: Mary Victoria Kraaz berät internationale Kund:innen, reist durch Europa und begeistert mit ehrlichem Storytelling rund um italienische Weinkultur. Im Interview spricht sie über unterschätzte Rebsorten, Sommerweine mit Charakter – und warum Wein für sie immer auch Begegnung ist.
Mary Victoria Kraaz lebt heute in der Maremma und begleitet als Weinberaterin und Export-Expertin ausgewählte italienische Weingüter. Im Gespräch mit Genusspunkt erzählt sie, wie alles begann – und warum ein Glas Vernatsch an heißen Tagen wahre Wunder wirkt.
ALEXANDRA GORSCHE: Mary, wie kamst du in die Welt des Weins – und wie sieht dein Alltag heute aus?
MARY VICTORIA KRAAZ: Unverhofft kommt oft! Ich komme ursprünglich vom Samerberg in Bayern, also aus einer Region, in der Wein nicht wirklich zu Hause ist. Als Teenager habe ich im Gasthof Alpenrose in Grainbach gearbeitet – dort war Wein plötzlich Thema, weil Gäste nach passenden Pairings fragten. Die Begeisterung war geweckt.
Nach dem Abitur habe ich, als komplette Quereinsteigerin, Internationales Weinmanagement in Heilbronn studiert – gefolgt von einem Master in Wien und Geisenheim sowie einer Sommelierschule. Heute ist jeder Tag anders: Kundenbesuche, Verkostungen, internationale Messen in Deutschland, Österreich, Irland oder Polen. Ich liebe es, authentische Weine vorstellen zu dürfen.
Was begeistert dich persönlich an italienischem Wein besonders?
Die Vielfalt! Es gibt ständig Neues zu entdecken – neue Rebsorten, andere Ausbaustile, faszinierende Geschichten. Besonders ans Herz gewachsen ist mir die Maremma: ehrlich, dynamisch, unaufgeregt. Genau das spiegelt sich auch in den Weinen der Region wider.
Was wird international oft unterschätzt, wenn es um italienische Weinkultur geht?
Wie fein das Unbekannte sein kann. Viele Konsument:innen greifen automatisch zu Klassikern wie Prosecco, Chianti oder Bolgheri. Aber die unbekannteren Rebsorten und Regionen bieten so viel Potenzial! Auch Rebsorten wie Syrah oder Pinot Noir überraschen mich immer wieder – je nach Region und Ausbau zeigen sie ganz neue Facetten.
Hast du Geheimtipps für unsere Leser:innen?
Zwei Winzer:innen kann ich besonders empfehlen: Piemaggio – wunderbare Chianti-Weine mit Charakter. Und Agricola Purovino – reinsortige, sehr klare Weine mit Rebsortenfokus.
Wenn wir jetzt gemeinsam ein Glas trinken würden – was würdest du einschenken?
Einen leichten Vernatsch aus Südtirol, gut gekühlt. Ein Sommer-Rotwein mit Frische und Eleganz – perfekt für warme Tage.
Was macht einen Wein für dich unvergesslich?
Die Kombination: Geschmack, Geschichte, Menschen. Wenn man einen Wein dort trinkt, wo er entsteht – im Gespräch mit den Menschen, die ihn machen – dann bleibt er im Gedächtnis. Das ist für mich das Besondere.
Du reist viel. Gibt es einen besonderen Ort, den du empfehlen kannst?
Ja – die Enoteca Le Volte in Roccatederighi, in der Maremma. Tatiana führt sie mit ganz viel Herz. Dort entdecke ich regelmäßig neue Lieblingsweine.
Und international?
Uruguay hat mich überrascht! Die Rebsorte Tannat dort ist kraftvoll und passt perfekt zur lokalen Grillkultur.
Welche Trends beobachtest du aktuell – vor allem für jüngere Zielgruppen?
Zwei Strömungen: Einerseits wächst das Interesse an alkoholfreien oder -reduzierten Alternativen, besonders in Nordeuropa. Andererseits gibt es eine bewusste Zielgruppe, die Wert auf Herkunft, Anbau und Stil legt. Viele junge Menschen starten mit Weiß- oder Roséweinen – mit wachsender Erfahrung kommt dann die Lust auf Rotweine.
Deine Lieblingskombination aus Wein und Essen?
Käse und Wein – immer wieder spannend. Und: Überraschende Pairings! Ein frischer Rotwein zu Fisch? Oder Riesling zur Gans? Das funktioniert oft besser, als man denkt.
Was treibt dich an? Und welchen Tipp hast du für Einsteiger:innen?
Wein ist Emotion – abgefüllt in Flaschen. Mein Antrieb ist, genau das zu vermitteln. Mein Tipp: Seid neugierig, stellt Fragen, verkostet viel. Es gibt keinen „richtigen“ Geschmack – nur den, der euch wirklich schmeckt.
Es gibt keinen „richtigen“ Geschmack – nur den, der euch wirklich schmeckt.
Name: Mary Victoria Kraaz
Funktion: Wine Sales & Consulting (VinoVictoria)
Aktueller Wohnsitz: Sassofortino (Maremma, Toskana)
Wurzeln: Irisch-bayerisch
Sprachen: Deutsch, Englisch (Muttersprache), Italienisch (fließend)
Erfahrung & Stationen:
Ausbildung:
Fokus für Hotellerie & Gastronomie:
Es gibt keinen „richtigen“ Geschmack – nur den, der euch wirklich schmeckt.
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