„Wir möchten die transalpine Küche noch mehr stärken. Es gibt so viele Produkte, die mir auch noch unbekannt sind.“
Was passiert, wenn alpine Tradition auf italienische Leichtigkeit trifft? Max Sampl, Küchenchef der Blauen Gans in Salzburg, verbindet in seiner „Cucina Transalpina“ Regionalität mit Innovation. Erfahre im Interview, wie seine Kindheit in den Bergen, alte Zubereitungsmethoden und sein Weg durch Spitzenküchen seine Kochkunst prägen – und warum Nachhaltigkeit für ihn weit mehr als nur ein Trend ist.
ALEXANDRA GORSCHE: Was hat Sie dazu überhaupt inspiriert, Koch zu werden?
MAX SAMPL: Meine Oma. Also ich komme aus den Bergen, aus Wagrain und da haben wir schon immer Kräuter und Pflanzen und Beeren gesammelt. Wir haben die dann weiterverarbeitet, geputzt, eingelegt, getrocknet, zu Tee gemacht und hab da diese Aroma-Welt kennengelernt und das erinnert mich an meine Kindheit und das hat mich auch dazu inspiriert, dann eine Kochlehre zu starten.
Wer hat Sie bis dato in der Küche am meisten inspiriert?
Ich habe einen ehemaligen Chef von mir, den Herrn Sepp Schellhorn, im Seehof und der hat mich schon sehr geprägt. Wir waren da ein sehr junges Team und er hat uns sehr früh Verantwortung überlassen. Und auch der Kochstil von Sepp, der eher pur ist und den Fokus auf das Wesentliche, auf das Produkt, auf die Qualität setzt.
Sie haben unglaublich gute Stationen hinter sich. Sie reden jetzt auch gerade von Sepp Schellhorn. Können Sie uns noch mehr Einblicke in Ihren Weg geben?
Ja, ich habe einige Stationen besucht, unter anderem auch das Esszimmer in der Stadt Salzburg. Dort habe ich auch das feine Anrichten und den feinen Geschmack und wie man was in Szene setzt und wie es ästhetisch ausschaut am Teller. In Lech war ich auch zwei Saisonen als Küchenchef tätig im Hotel Pfefferkorn. Das war die erste Station als Küchenchef für mich. Dort habe ich sehr viel gelernt, was den Umgang mit Kolleg:innen betrifft. Wir haben ein sehr nettes Zusammensein im Service gehabt und dass das ein großes Ganzes ist und dass wirklich jede/r Mitarbeiter:in einen Teil beiträgt. Und es funktioniert einfach viel leichter, wenn es ein großes Ganzes ist. Dort bin ich dann auch vom Gault Millau das erste Mal ausgezeichnet worden.
Wenn Sie jetzt schon Gault Millau, also mit Auszeichnungen, ansprechen, was bedeuten Ihnen Auszeichnungen?
Es ist immer so eine Momentaufnahme von einer Auszeichnung, aber natürlich ist es schön. Jeder wird gern gelobt und kriegt auch die Anerkennung. Aber es ist ja nicht meine Auszeichnung, es ist ja eigentlich das große Ganze und das Team, was diese Auszeichnung final kriegt.
Cucina Transalpina, was bedeutet das?
Cucina Transalpina bedeutet für uns, es hat auch mit der Geschichte von Unternehmen zu tun. Die Ureigentümer haben Erze und Silber abgebaut und haben die über den Handelsweg nach Venedig gebracht. Dort haben sie Lebensmittel dafür bekommen und die sind wieder zurück nach Salzburg gekommen. Und wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diese Produkte zu verwenden. Und wir brauchen da jetzt nicht irgendeine Flugmango oder so, sondern wir verwenden diese Produkte, die sofern auch für uns regional sind, also mit dem Bezug zu Venedig. Wir klauben da über den Tauern und da gibt es das Tauernlamm und gibt es verschiedene Kräuter, bis man halt in die Lagune kommt schlussendlich.
Man wird auf eine wunderbare kulinarische Reise mitgenommen und Sie verwenden auch so Begriffe wie eine Prise Süden, eine Messerspitze Leichtigkeit. Wie findet man dies auf den Tellern?
Wir verbinden die Leichtigkeit auch mit der österreichischen Küche, also wie eine Salzzitrone und die legen wir selbst ein und verwerten die dann auch in einem Salatdressing oder in einem Risotto und die dann wieder kombiniert mit einer Blutwurst zum Beispiel.
Sie arbeiten im ältesten Wirtshaus in Salzburg. Wie schaffen Sie es die Brücke zwischen Tradition und Moderne zu schlagen?
Ja, die Tradition wird hoch gehalten bei uns. Wir haben Klassiker auf der Karte wie unsere Leber oder das Wiener Schnitzel und das ist so wie es ist perfekt und da braucht man auch nichts verschlimmbessern. Da kauft man das beste Fleisch, macht die Beilagen alle frisch und darauf kommt es an. Das wird dann nur ergänzt, wie gesagt, durch diese Produkte aus dem Friaul und damit entstehen dann noch spannende neue Gerichte.
Klassiker werden durch Produkte aus dem Friaul ergänzt und damit entstehen dann spannende neue Gerichte.
Nachhaltigkeit wird in der Blauen Gans groß geschrieben. Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit?
Regional und saisonell zu kochen und einzukaufen ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Und das sehe ich auch weniger schon als nachhaltig, wie auch alles vom Produkt zu verwerten. Also man kauft eine gute Qualität ein und dann nose to tail und wirklich nichts wegzuschmeißen. Das ist eigentlich die große Kunst in der Küche. Und zu schauen, wo man was einsparen kann. Also welche Gar-Methode für was sinnvoll ist. Auch weiter gesehen solche Produkte, wie wir haben, den blauen Taschenkrebs in Italien, als Plage, also invasive Art, um die zu verwerten, weil das stützt unser Ökosystem, wenn die gefischt werden und somit haben wir die auf der Karte und machen daraus Polpette oder Ravioli. Spannendes Thema.
Gibt es ein Gericht, auf das Sie ganz ganz besonders stolz sind?
Da gibt es einige. Wir haben einen Bezug zu Campari und haben ein Campari-Dessert gemacht, also ein Campari-Sorbet mit Prosecco-Schaum und es kam irrsinnig gut an. Mich freut es immer wieder, wenn ich neue Kreationen schaffe und die einfach meinen Gästen anbieten kann.
Wohin soll sich die Küche der blauen Gans entwickeln?
Wir möchten die transalpine Küche noch mehr stärken. Es gibt so viele Produkte, die mir auch noch unbekannt sind. Wir haben jetzt unser eigenes Olivenöl produziert und dann experimentieren wir, wie wir es einsetzen. Das gesamte Team hat die Oliven geerntet und gepresst und somit wurde uns auch das Thema Verarbeitung näher gebracht.
Die Kulinarik wird immer wieder von Trends auch erfasst. Gibt es Trends, die Sie besonders interessieren?
Mich interessiert der Trend über alte Methoden, wie man Lebensmittel haltbar macht, also Einlegen, Räuchern, Pökeln. Das nehme ich auch in meiner Küche auf. Jetzt im Herbst, wo Ganslzeit war, haben wir die Gänsebrust selbst geräuchert und sind zu einem super Ergebnis gekommen. Ich lasse mich auch sehr gerne durch Reisen inspirieren oder auch mit dem Austausch durch meine Kolleg:innen.
Wohin geht die nächste Reise?
Wahrscheinlich wieder nach Italien.
Dann für Ihre Einblicke!
Klassiker werden durch Produkte aus dem Friaul ergänzt und damit entstehen dann spannende neue Gerichte.
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