Mehr als reine Dekoration

Kunst in Gastronomie und Hotellerie
Christian Behnke / Katrin Kerschbaumer / Christian Schneider
Christian Behnke / Katrin Kerschbaumer / Christian Schneider
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22. August 2023 | 
Alexandra Embacher

„Für mich ist Kunst eine Art des Auf-die-Welt-zugehens und auf Dinge und Themen, mit denen man in seinem unternehmerischen Umfeld zu tun hat.“

Max Schlereth, Inhaber der Living Hotels

Sich mit schönen Dingen umgeben – auf diesen Zug sind zahlreiche Hotels und Gastro-Betriebe aufgesprungen. Bei jedem mit einem individuellen In- und Output, denn Kunst ist sicherlich nie dasselbe. Im Hirschen in Dornbirn stellt man beispielsweise die Skulpturen des Autodidakten Günter Nussbaumer aus, unter dem Motto „Kinski & Kunst“ macht man im gleichnamigen Restaurant in Lambach in der Herzogstube Platz für Vernissagen junger Nachwuchskünstler:innen aus Oberösterreich. Und im Malerwinkel im steirischen Vulkanland bezeichnet man sich gar selbst als Kunsthotel, ist „eat+art“-Künstler Peter Troißinger doch hier zuhause.

 

Auf die Welt zugehen

Kunst und Gastronomie beziehungsweise Hotellerie passen also wunderbar zusammen, für Max Schlereth, Inhaber der Living Hotels, aber nicht nur als Dekoration: „Für mich ist Kunst eine Art des Auf-die-Welt-zugehens und auf Dinge und Themen, mit denen man in seinem unternehmerischen Umfeld zu tun hat.“ Zwei Zugänge sind hierbei für ihn essentiell: einerseits der klare, scharfe, analytische Blick auf die Dinge, andererseits der intuitive, präreflexive, vorverstandes-mäßige Zugang. Beides zusammen ergibt das Ganze und „dann trifft bei der Dienstleistung die unermessliche Vielschichtigkeit eines Menschen auf einen Rahmen“. Und weiter: „Daraus entsteht Authentizität, die sich wiederum durch die Bühne, also in unserem Fall den Hotels äußert und darüber kommt Kunst und Hotellerie zusammen.“

Kulturschauplatz

Andernorts, in Salzburg, dessen Geschichte ohnehin in den Händen der Kultur liegt, zäumt man das Pferd von einer ähnlichen Seite auf: im Schloss Leopoldskron fand vor kurzem ein Kulturempfang unter dem Motto „Neuer Glanz im Roten Salon“ statt, wozu die Mozarteum University und Salzburg Global Seminar sowie das Hotel gleichermaßen eingeladen hatten. Musikdarbietungen und Rezitationen bildeten hierbei eine Symbiose, welche die Salzburger Eventlocation einmal mehr zum Kulturschauplatz machten. „Für mich ist Kultur ein Teil der Gesellschaft und das, was die Gesellschaft ausmacht“, betont Schlereth, der auch die Funktion als Society Präsident inne hat.

Von Kunst war er stets umgeben, sie begleitet ihn sein Leben lang. Ein Grund, warum sich in den Living Hotels Kunstgegenstände in den Lobbies, den öffentlichen Räumen sowie den Zimmern befinden. Im De Medici Haus in Düsseldorf hat man gar einen Teil der beträchtlichen Kunstsammlung des Vaters ausgestellt, „so dass Kunst ganz ungezwungen und mittelbar erlebbar wird“. Damit sei das De Medici das erste Kunstmuseum hierzulande, in dem man auch schlafen kann, sagt Schlereth und kennt den Kosenamen des Hauses: „Little Louvre am Rhein“.

Hotels als Bühne

Wie können Kunst und Gastronomie/Hotellerie aber in der Praxis befunden werden, wenn man von dem Offensichtlichen absieht? Durch die Mitarbeiter:innen, wie Schlereth erklärt: „Eine organische Verbindung entsteht, indem man das Ritualisierte, das Starre wegnimmt und Raum für Entfaltung schafft – nicht so, dass jede/r alles darf, sondern, dass das Hotel als Bühne gesehen wird, auf der die Mitarbeiter:innen wie in einem Stück agieren.“ Geplant soll das aber nicht werden, auch Fehler soll man manches Mal geschehen lassen. Das Ergebnis daraus können unerwartete Begegnungen und Ereignisse sein, die das Potential haben, Menschen zu berühren – den/die Mitarbeiter:in selbst wie auch den Gast. „Anstatt also aus einem Hotel rein eine Galerie zu formen, gefällt mir der Ansatz viel besser, aus dem gegenseitigen Erlebnis auf der Bühne Hotel selbst viele kleine Kunstwerke entstehen zu lassen“, schließt er.

Copyright zu den verwendeten Beitragsbildern:
Christian Behnke / Katrin Kerschbaumer / Christian Schneider

„Es darf nicht langweilig werden“

Jules Winnfield, Berlin

Ein vegetarisches Cocktail-Bistro, seit 2023 mit einem Michelinstern ausgezeichnet, zwei Kochkurs- und Eventspaces sowie eine Focacceria betreibt Jules Winnfield in Berlin. Das wachsende Universum rund um sein „Bonvivant“ fußt auf Nachhaltigkeit und Teamplay – und zeigt: Gourmetgastronomie geht auch anders. Ein Porträt.

Buchtipp: Mind Set Win

Mentale Stärke als Erfolgsrezept

„Mind Set Win“ wirkt auf den ersten Blick wie ein Sportbuch – ist aber ein echtes Coaching-Werkzeug für alle, die in stressintensiven Branchen arbeiten. Ob Küchenchef, Hoteldirektorin oder Projektleiter:in – hier geht es um Konzentration, Selbstführung und mentale Ausdauer.

Spannend ist die Vielfalt an Perspektiven: Von Max Verstappen bis Lindsey Vonn berichten Top- Athlet:innen offen über Druck, Scheitern und mentale Routinen. Die begleitenden Übungen sind alltagstauglich, fundiert und von Profis aus Psychologie und Coaching entwickelt.

Besonders wertvoll: Die Kapitel rund um Fokus und Flow – ein Thema, das gerade in der Hospitality-Welt zwischen Gästewünschen, Teamführung und Eigenmotivation täglich relevant wird.

INFO
Mind Set Win – Die mentalen Techniken von Spitzensportlern und wie wir sie für uns nutzen können
Verlag: Benevento
240 Seiten
ISBN: 978-3-7109-0209-3
Preis: € 30,00 / CHF 40,90

Buchtipp: Pasta al Pomodoro

Pasta, die verbindet – 55 Geschichten einer großen Liebe

Es braucht nicht viel, um Menschen zu verbinden – manchmal genügen Tomaten, Pasta und eine Prise Geschichte. In Pasta al Pomodoro widmet sich Autorin Ilse Fischer einem Klassiker, der weit mehr ist als nur Nudeln mit Sauce: Er ist Symbol für Gemeinschaft, Erinnerung und Geschmack in seiner reinsten Form.

Die Idee dazu entstand, als Fischer beim Drei-Sterne-Koch Niko Romito dessen Signature Dish „Spaghetti e Pomodoro“ kostete – schlicht, klar und doch von umwerfender Tiefe. „Wenige Zutaten, einfache Zubereitung, einzigartiger Geschmack“, erinnert sie sich. Und diese Erfahrung wurde zum Ausgangspunkt eines Projekts, das Kochkunst, Emotion und Kultur vereint.

In 55 Varianten zeigt sie, wie unterschiedlich und doch verbunden der Klassiker interpretiert werden kann – von italienischen Nonnas bis zu kulinarischen Größen wie Heinz Reitbauer, Andreas Caminada, Johann Lafer, Norbert Niederkofler, Rudi Obauer und Tina Marcelli. Sogar Künstler und Schauspieler wie Philipp Hochmair oder Walter Grüll steuern ihre persönliche Version bei.

INFO
Pasta al Pomodoro – 55 Varianten des italienischen Klassikers
Autorin: Ilse Fischer
Fotografie: Ingolf Hatz
Vorwort: Placido Domingo
Verlag: Christian Verlag GmbH
Umfang: 208 Seiten
ISBN: 978-3-95961-958-5
Preis: € 30,90 (D/A)

quick & dirty
Kunst im Living Hotels De Medici © Christian Behnke
Mehr als reine Dekoration

Sich mit schönen Dingen umgeben – auf diesen Zug sind zahlreiche Hotels und Gastro-Betriebe aufgesprungen. Bei jedem mit einem individuellen In- und Output, denn Kunst ist sicherlich nie dasselbe. Im Hirschen in Dornbirn stellt man beispielsweise die Skulpturen des Autodidakten Günter Nussbaumer aus, unter dem Motto „Kinski & Kunst“ macht man im gleichnamigen Restaurant in Lambach in der Herzogstube Platz für Vernissagen junger Nachwuchskünstler:innen aus Oberösterreich. Und im Malerwinkel im steirischen Vulkanland bezeichnet man sich gar selbst als Kunsthotel, ist „eat+art“-Künstler Peter Troißinger doch hier zuhause.