Kochen ohne Chichi

Wie Thomas Straker die Gastro-Welt verändert
© Callwey / Thomas Straker
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Alexandra Gorsche © Conny Leitgeb Photography
10. August 2025 | 
Alexandra Gorsche

„Kochen ist ein Handwerk – man muss es üben, Fehler machen und daraus lernen. Aber wenn man einmal den Geschmack findet, ist es wie Magie.“

Thomas Straker ist das wohl ehrlichste Phänomen, das die Gastro-Branche in den letzten Jahren erlebt hat. Der britische Koch zeigt, wie simple Zutaten und ein unprätentiöser Zugang zur Küche Millionen begeistern – digital wie analog. Was Gastro-Profis daraus lernen können? Eine ganze Menge.

Vom Dorfgasthof zum Social-Media-Star

Thomas Straker ist kein klassischer Sternekoch. Er ist ein Kind vom Land, ein Produkt aus Garten, Herd und britischem Pragmatismus. Seine Karriere begann in der Pubküche seiner Mutter – und explodierte mit einem Butter-Video auf TikTok. Heute begeistert er Millionen mit Rezepten, die nicht durch Techniken, sondern durch Persönlichkeit glänzen.

Was Straker so besonders macht – Faktensnack:

  • Followerzahl (2025): Über 2,6 Millionen (Instagram, TikTok & Co)
  • Restaurant: Straker’s, London – saisonal, britisch, mit mediterranem Einschlag
  • Buchkonzept: Ehrliche Rezepte, maximaler Geschmack, kein Chichi
  • Signature Dish: Aromatisierte Butter – von Hühnerhaut bis verbrannte Nussbutter
  • Wichtigstes Küchenprinzip: Gefühl vor Technik – Kochen lernen durch Tun
  • Viralität: Mehr als 20 Mio. Views pro Video – Straker macht Butter wieder sexy

Was Gastronom:innen von Straker lernen können

  1. Unkomplizierte Küche ist kein Rückschritt, sondern Haltung
    Straker beweist, dass einfache Gerichte eine hohe Wertschätzung verdienen – wenn die Zutaten stimmen. Sein Stil basiert auf kompromissloser Qualität und der Erkenntnis: Der Geschmack ist das Ziel, nicht der Applaus.
  2. Geschichten schlagen Sterneküche
    Ob Fischfang mit vier Jahren oder der Anzug des verstorbenen Onkels beim ersten Bewerbungsgespräch – Straker erzählt Geschichten, die hängen bleiben. Für die Gastro-Branche heißt das: Menschen erinnern sich nicht an Garstufen, sondern an Erlebnisse.
  3. Handwerk schlägt Hype
    Seine Videos mögen viral sein – doch dahinter steckt solides Know-how. Straker bringt seiner Community bei, wie man Krabben zerlegt oder Artischocken zubereitet. Und das ist eine Stärke, die gerade in Zeiten von Convenience & Co wieder an Wert gewinnt.
  4. Social Media ist keine Spielerei
    Straker zeigt, wie man als Gastronom:in zur Marke wird. Ohne Agentur, aber mit Authentizität. Wer seinen Social-Media-Kanal als Bühne für echte Einblicke, Rezepte und Haltung nutzt, kann Reichweite nicht nur generieren, sondern auch in Gäste verwandeln.

Aus dem Genusspunkt Magazin Mai-Aug 2025

Copyright zu den verwendeten Beitragsbildern:
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Buchtipp der Woche: Taste. Mein Leben für Küche und Kamera

Wenn Essen zur Biografie wird

Mit Taste. Mein Leben für Küche und Kamera liefert Stanley Tucci weit mehr als eine kulinarische Autobiografie. Dieses Buch ist eine feinsinnige, kluge Reflexion über das Leben, erzählt durch das Prisma des Essens. Zwischen Filmsets und Familienküche, zwischen Meryl Streep und Nonna Tucci, entsteht ein Mosaik aus Anekdoten, Erinnerungen, Gerichten und tiefen Einsichten – mal humorvoll, mal berührend, immer mit echtem Geschmack.

Wir haben Taste nicht einfach nur gelesen – wir haben es durchlebt. Tucci gelingt es, Kulinarik als Sprache des Lebens zu inszenieren: Wie sehr sie uns prägt, verbindet, tröstet – und sogar zurück ins Leben holt, wenn wir den Geschmack daran verlieren, wie in seinem eigenen Kampf nach einer Krebserkrankung.

Neben liebevoll erzählten Familiengeschichten bringt er uns zum Schmunzeln mit Anekdoten vom Kochen mit Prominenten oder seinem ironischen Blick auf das eigene Italiener-Klischee. Die eingestreuten Rezepte – manche traditionell, manche überraschend modern – machen aus dem Buch kein klassisches Kochbuch, sondern ein sehr persönliches kulinarisches Lesebuch.

INFO:
Stanley Tucci: TASTE. Mein Leben für Küche und Kamera
Deutsche Erstausgabe (Originaltitel: Taste. My Life Through Food)
Übersetzung: Steffen Jacobs
Verlag: Arche Literatur Verlag
320 Seiten
ISBN: 978-3-7160-2813-1
Preis: 25,00 € [D] | 25,70 € [A] | auch als
E-Book erhältlich
Erscheinung: Februar 2023

Taste of Tomorrow 2025 – powered by Chefs Culinar

Neuer Wettbewerb, starke Talente – die Finalist:innen stehen fest

Für die Küchen. Für die Zukunft. Für die Branche. Taste of Tomorrow ist der neue Nachwuchswettbewerb, der 2025 junge Kochtalente aus mehreren Ländern auf die große Bühne bringt. Nach einem mehrstufigen Auswahlverfahren stehen die acht Finalist:innen fest.

Buchtipp der Woche: Gastro-Management

Dieser Praxisleitfaden gehört auf den Tisch jedes Gastro-Profis

Wir haben viele Fachbücher über Gastronomie-Management gelesen, aber selten eines, das so kompakt und zugleich praxisnah aufgebaut ist wie „Gastro-Management. Ein Praxisleitfaden für ambitionierte Gastgeber“. Besonders überzeugt hat der klare Aufbau in acht thematische „Gänge“ – das macht die Lektüre nicht nur lesbar, sondern auch logisch nachvollziehbar.

Was dieses Buch wirklich stark macht: Es spricht die Sprache der Praxis. Ob Kalkulation, Personalführung oder Prozessdesign – hier werden keine Phrasen gedroschen, sondern Tools an die Hand gegeben, die du direkt in deinem Betrieb anwenden kannst. Und die QR-Codes mit weiterführenden Videos? Ein echter Mehrwert für alle, die visuell denken und Inhalte gern vertiefen.

Info:
Gastro-Management. Ein Praxisleitfaden für ambitionierte Gastgeber
Autor:innen: Prof. Dr. Torsten Olderog, Paul Olderog, Julia-Marie Welker
Verlag: Deutscher Fachverlag GmbH
170 Seiten
ISBN: 978-3-86641-362-7
Preis: 38,- Euro
Erscheinung: März 2025

quick & dirty
Thomas Straker © Callwey / Thomas Straker
Kochen ohne Chichi

Thomas Straker ist das wohl ehrlichste Phänomen, das die Gastro-Branche in den letzten Jahren erlebt hat. Der britische Koch zeigt, wie simple Zutaten und ein unprätentiöser Zugang zur Küche Millionen begeistern – digital wie analog. Was Gastro-Profis daraus lernen können? Eine ganze Menge.