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Im Rampenlicht oder in der Falle?
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Axel Link
1. November 2025 | 
Axel Link

Was ein TV-Auftritt für Gastronom:innen wirklich bedeutet – und wie du dich davor schützt, zur Panne auf Sendung zu werden.

Unterschätzte Fehler

Ein Kamerateam im Lokal – und plötzlich geht alles schief? Viele Gastronom:innen träumen vom großen Auftritt im Fernsehen. Doch wer sich unvorbereitet zeigt, riskiert mehr als einen schlechten Schnitt. Diese drei Denkfehler ruinieren deinen TV-Moment, bevor er überhaupt beginnt.

Fernsehen kann magisch sein: Reichweite, Aufmerksamkeit, neue Gäste. Ein gelungener Auftritt im TV schafft Sichtbarkeit, die man sich mit Werbung kaum erkaufen kann. Doch so sehr das Rampenlicht lockt – es kennt kein Pardon.

Denn vor der Kamera wird jeder Fehler größer, jede Unsicherheit sichtbarer. Wer sich nicht richtig vorbereitet – oder am falschen Punkt ansetzt – verspielt die Chance auf einen echten Erfolg. Diese drei unterschätzten Fehler kosten Gastronom:innen im Fernsehen Sympathie, Glaubwürdigkeit – und im schlimmsten Fall das Vertrauen ihrer Gäste.

Fehler 1: Du unterschätzt dein eigenes Team

Viele Gastronom:innen bereiten sich selbst akribisch vor: Sie üben ihre Botschaft, polieren das Lokal, lernen Phrasen auswendig – aber vergessen dabei das Wichtigste: ihr Team. Denn dein Auftritt steht und fällt mit den Menschen, die im Hintergrund mitlaufen. Wenn der Service nervös wird, die Köch:innen abblocken oder der Azubi plötzlich auf Tauchstation geht, hast du ein Problem, das keine Kamera schönschneiden kann.

TV zeigt nicht nur dich – es zeigt die Menschen, die dich stark machen. Wer sein Team nicht mit ins Boot holt, riskiert Szenen, die peinlicher nicht sein könnten: hektisches Rumgeflüstere, genervte Blicke, chaotische Abläufe. Zuschauer:innen lieben echten Teamgeist – aber sie hassen sichtbares Chaos. Wenn du willst, dass dein Auftritt überzeugt, bereite deine Leute vor – auf den Druck, die Neugier der Redaktion und die ungewohnte Bühne.

Fehler 2: Du lieferst keine Ecken und Kanten

Du willst professionell wirken – klar! Aber „glatt“ ist der Tod im Fernsehen. Viele Gastronom:innen versuchen, es allen recht zu machen: ein bisschen Regionalität, ein bisschen Bio, ein bisschen fancy Deko. Bloß niemanden verärgern! Doch Beliebigkeit killt deine Geschichte.

TV funktioniert nur, wenn du Kante zeigst. Das heißt nicht, dass du um jeden Preis polarisieren musst. Es heißt: Zeig Haltung. Wofür stehst du? Was machst du anders als andere? Was würdest du nie mitmachen? Genau diese Ecken machen dich unverwechselbar. Zuschauer:innen spüren, ob jemand nur Phrasen drischt – oder wirklich für etwas brennt.

Beispiele gefällig? Wolfgang Grupp polarisiert seit Jahrzehnten mit seiner Klarheit – und bleibt gerade deshalb relevant. Marcel Remus inszeniert sich knallhart als Luxusmakler – und wird gerade dadurch zur Marke. Du bist kein Promi? Macht nichts. Auch der kleine Gastrobetrieb mit klarer Haltung bleibt eher im Gedächtnis als der hundertste Ja-Sager.

Fehler 3: Du ignorierst die Perspektive deiner Gäste

Der dritte Fehler ist so simpel – und doch übersehen ihn die meisten: Du drehst den TV-Beitrag für dich, aber nicht für die Menschen, die du erreichen willst. Viele Gastronom:innen denken nur daran, wie sie selbst wirken. Wie sie dastehen, wie sie klingen, ob sie sympathisch rüberkommen. Alles berechtigt – aber wer denkt an die Zuschauer:innen?

Frag dich mal: Was wollen deine Gäste wirklich sehen? Ist es die Edel-Deko, die du stundenlang erklärst? Oder der Blick hinter die Kulissen, wo es menschelt? Wollen sie seelenlose Speisekarten runtergebetet bekommen – oder ehrliche Geschichten von Pannen, Erfolgen und dem, was dich antreibt?

Erfolgreiche Gastronom:innen reden nicht von ihrem Umsatz oder den Auszeichnungen an der Wand – sie erzählen, was sie antreibt, warum Gäste willkommen sind und was ihre Philosophie ausmacht. Wer TV nur als Selbstinszenierung versteht, wirkt schnell wie ein wandelnder Werbeblock. Authentisch wird es erst, wenn du deine Gäste mitnimmst: in deine Welt, in deine Werte, in deinen Alltag.

Ein Blick aufs große Ganze

Vielleicht fragst du dich jetzt: Was bringt mir das alles? TV-Profi und erfahrener „Fernsehflüsterer“ Axel Link kennt die Antwort: „Ein gelungener TV-Auftritt kann dein Restaurant über Nacht bekannter machen – aber nur, wenn du mehr bist als ein glatt poliertes Bühnenbild. Menschen wollen das Echte sehen. Und genau deshalb funktioniert Fernsehen auch heute noch – trotz Social Media, trotz Streaming. Häufig berichten meine Kund:innen, dass ihre Gäste mit strahlenden Augen erzählen: Ich hab dich im Fernsehen gesehen.“

Wer als Gastronom:in mitdenkt, wer nicht nur sein eigenes Bild inszeniert, sondern die Perspektive von Gästen, Team und Kamera versteht, hat einen riesigen Vorsprung. Und das gilt nicht nur für Restaurants: Auch Makler:innen, Händler:innen oder Produzent:innen profitieren, wenn sie Ecken und Kanten zeigen, ihr Team einbeziehen und die Story aus Sicht des Publikums erzählen.

Fazit

Fernsehen kann dir Türen öffnen, von denen du nie geträumt hast – oder dich brutal entzaubern, wenn du die falschen Fehler machst. Die größten Stolperfallen sind nicht mangelnde Technik oder schlechte Speisen, sondern Denkfehler: dein Team zu vergessen, deine Kanten zu glätten, deine Gäste aus den Augen zu verlieren. Wenn du das vermeidest, hast du die Chance, nicht nur im TV zu glänzen, sondern auch in den Köpfen der Menschen zu bleiben, die am Ende wirklich zählen: deine Gäste.

Über den Autor

Axel Link ist seit über 30 Jahren in der Medienwelt zuhause. Als „Fernsehflüsterer“ begleitet er Unternehmen und Persönlichkeiten auf ihrem Weg ins Fernsehen – strategisch, redaktionell und mit einem feinen Gespür für Wirkung. Mit seiner Erfahrung als Reporter, Produzent und Inhaber des kleinen, aber feinen TV-Senders SYLT1 weiß er genau, wie Inhalte funktionieren – und wie Gastronom:innen davon profitieren können. Heute berät er gezielt Betriebe, die sichtbar werden und ihre Geschichte erfolgreich erzählen wollen.

tvlink.de

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