In Indien gibt es unzählige talentierte Köch:innen – doch für viele endet die Karriere in schlecht bezahlten Küchen mit wenig Zukunft. Jetzt eröffnet sich eine neue Chance: Europas Top-Gastronomie sucht nach genau diesen Profis! Doch wer schafft es wirklich in die besten Restaurants?
Wäre Sophie Radtke nicht regelmäßig zum Mittagessen ins Saravanaa Bhavan am Berliner Potsdamer Platz gegangen und hätte sie ihre Genussmomente nicht auf ihrem Foodie-Account „Gastroinferno“ geteilt – vermutlich säßen wir heute nicht im neuen Navi in Kreuzberg. Denn genau diese Posts führten dazu, dass sie dem Restaurant zu einem neuen Chefkoch verhalf. Beide Betriebe – der Berliner Ableger der weltweit bekannten vegetarischen Restaurantkette sowie das Ende 2024 eröffnete Navi – werden von Ritesh Taurani betrieben. Letzteres führt er gemeinsam mit seiner Frau Heena Manglani und Geschäftspartner Gurbir Gill.
Nicht nur Sophies begeisterte Insta-Posts aus dem Saravanaa Bhavan fielen Taurani auf, sondern auch ihre Ankündigung, dass sie gemeinsam mit ihrem Partner, dem indischen Koch Sandeep Sreedharan, ein neues Projekt ins Leben gerufen hatte: Chefsgate – ein Start-up, das talentierte indische Köche mit Perspektiven in Österreich und Deutschland verbindet.
„Und hier bin ich nun“, sagt Shannon Lawrence mit einem Lächeln. Er leitet die Küche des Navi mit einem mittlerweile siebenköpfigen Team. Der in Mumbai aufgewachsene Koch arbeitete nach seiner Ausbildung im Luxushotel Taj Mahal in Australien und den USA, bevor er nach Indien zurückkehrte und dort unter anderem im The Bombay Canteen sowie als Küchenchef im neuen CIRQA tätig war.
Die Speisekarte des Navi hebt sich bewusst von der üblichen indischen Gastronomie in Berlin ab. Statt einer domestizierten Version der südindischen Küche gibt es hier Gerichte, die die Vielfalt des gesamten Subkontinents widerspiegeln: Achari Tikka – ein vegetarischer Kebabspieß mit glasiertem Wurzelgemüse, Kräuter-Chutney, geröstetem Sesam und Pistazien-Crumble, oder Ajwain – verbrannter Kohl mit aufgeschlagenem Würz-Tofu, Tomaten-Masala und Thymian-Churma. Unbekannte, aber hoch aromatische Gerichte, die bis hin zu außergewöhnlichen Desserts wie Paruppu Payesam mit Linsen, Kokosmilch, Mungobohnen-Praline und verkohlter Ananas-Coulis reichen.
„Mein Antrieb ist es, der regionalen indischen Küche eine Bühne zu bieten. Berlin beginnt, unsere Esskultur wertzuschätzen“, erklärt Lawrence. Dabei wollte er eigentlich nicht mehr selbst in der Küche stehen, sondern jungen Kollegen helfen, ihren Platz in der Gastronomie zu finden. „Viele nehmen den erstbesten Job an, weil sie Angst haben, keinen anderen zu finden, und sind dann unglücklich“, erzählt er. Durch Chefsgate fand er schließlich doch seinen Weg nach Berlin – als Küchenchef eines innovativen Konzepts.
Chefsgate möchte nicht nur Routiniers wie Lawrence vermitteln, sondern auch junge Talente mit wenig internationaler Erfahrung fördern. Die Idee entstand vor drei Jahren, als Sophie Radtke durch ihren Partner, der selbst in der Gastronomie tätig ist, einen tieferen Einblick in die Arbeitsbedingungen indischer Restaurants erhielt. Sie erkannte, mit wie viel Leidenschaft und Professionalität dort gekocht wird – aber auch, wie begrenzt die Perspektiven für viele sind. Niedrige Löhne, lange Arbeitstage und wenig Schutz sind oft die Realität. Chefsgate will diesen Köchen den Weg nach Mitteleuropa erleichtern und ihnen eine berufliche Zukunft in Spitzenbetrieben ermöglichen.
Die Nachfrage ist groß: Mittlerweile zählt die Chefsgate-Datenbank fast vierstellig viele Talente. Dennoch wurden bislang nur etwa ein Dutzend Köche vermittelt – weil das Team bewusst auswählt. Auch bei den suchenden Betrieben. „Wenn der Vibe nicht passt oder das Umfeld nicht stimmt, vermitteln wir nicht“, erklärt Radtke. Zu den bisherigen Partnern gehören unter anderem die Figlmüller Group in Wien, das A-Rosa in Kitzbühel und das Zwei-Sterne-Restaurant des Sylter Söl’ring Hof. Chefsgate übernimmt dabei das komplette Handling von Arbeitsgenehmigungen und Visa – ein aufwendiger bürokratischer Prozess mit rund 30 erforderlichen Dokumenten und vielen Abstimmungen mit Behörden.
„Wir haben schon viele Herausforderungen erlebt“, erzählt Radtke. Mal erklärt sich eine Behörde für nicht zuständig, mal werden vollständige Dokumente nicht akzeptiert. Die Bearbeitungszeiten sind oft lang, und die Digitalisierung hinkt aus Sicht eines IT-Landes wie Indien deutlich hinterher. Dennoch wächst mit jeder erfolgreichen Vermittlung die Expertise von Chefsgate. In Österreich führt der Weg zur Rot-Weiß-Rot-Karte, die nach einem Punktesystem für Qualifikationen und Sprachkenntnisse vergeben wird. In Deutschland erfolgt die Arbeitserlaubnis über die Bundesagentur für Arbeit. Unterstützung erhalten sie dabei unter anderem von der Austrian Business Agency (ABA) und ProRecognition, das indische Fachkräfte über Karrieremöglichkeiten in Deutschland informiert.
Ein weiterer wichtiger Teil von Chefsgate ist das kulturelle und berufliche Onboarding. Betriebe müssen sich auf neue Teammitglieder aus Indien vorbereiten. Während große Unternehmen wie das A-Rosa in Kitzbühel bereits englischsprachige Küchenteams haben, sind kleinere Betriebe oft noch nicht darauf eingestellt. So stellte der Söl’ring Hof bereits vor Ankunft des indischen Küchenchefs Chitranshu Mandhyan seine Team-Meetings auf Englisch um – eine Maßnahme, die nicht nur den neuen Kollegen integrierte, sondern auch den Gästen zugutekam.
Im Navi hat sich das Team um Shannon Lawrence bereits gut eingespielt. Dank seiner Vorbildfunktion haben sich bereits drei weitere indische Küchentalente dem Team angeschlossen. Was er über deutsche Gäste gelernt hat? „In Indien teilen wir das Essen – hier will jeder seinen eigenen Teller. Selbst bei den Vorspeisen.“ Deshalb achtet das Team besonders darauf, dass alle Gerichte gleichzeitig an den Tisch kommen. Welcome to Germany!
Indische Köch:innen bringen nicht nur ihr Handwerk mit, sondern auch eine Esskultur, die von tief verwurzelten Traditionen, intensiven Aromen und meisterhafter Technik lebt. Ihr Know-how verleiht der modernen Gastronomie eine neue Dimension – authentisch, leidenschaftlich und voller Geschmack.
Mit der erstmaligen Vergabe des Champions of Change Award im Rahmen der Latin America’s 50 Best Restaurants 2025 rückt die Rolle von Gastronomie als Motor für sozialen Wandel in den Fokus. Ausgezeichnet wird die dominikanische Köchin Inés Páez Nin – Chef Tita, die mit ihrer Fundación IMA kulinarisches Erbe bewahrt und ganze Gemeinschaften stärkt.
Drei Michelin-Sterne, kompromisslose Präzision und eine klare kulinarische Handschrift: Der norwegische Spitzenkoch Sven Erik Renaa bringt im Oktober 2025 die Aromen seiner Heimat ins Restaurant Ikarus im Red Bull Hangar-7. Mit seiner Philosophie „Perfect Simplified“ zeigt er, wie nordische Natur, alte Traditionen und zeitgenössische Kreativität eine neue Dimension der Fine Dining Experience eröffnen.
Das legendäre Palasthotel La Mamounia in Marrakesch gilt seit über einem Jahrhundert als Inbegriff von Raffinesse und marokkanischem art de vivre. In Zusammenarbeit mit dem Verlag Assouline ist ein außergewöhnliches Buch, das diesem ikonischen Ort gewidmet ist, erschienen.
Die Autorin Laurence Benaïm entfaltet in Geschichten, Anekdoten und persönlichen Momentaufnahmen die faszinierende Historie des Hauses – von seiner Eröffnung im Jahr 1923 bis in die Gegenwart. Begleitet von beeindruckendem Bildmaterial, entsteht ein lebendiges Porträt, das Architektur, Kultur und die enge Verbindung des Hotels zu seiner Stadt Marrakesch in Szene setzt.
INFO
La Mamounia x Assouline
Autor: Laurence Benaïm
Verlag: Assouline
208 Seiten
ISBN: 9781649804280
Preis: 120,– Euro
In Indien gibt es unzählige talentierte Köch:innen – doch für viele endet die Karriere in schlecht bezahlten Küchen mit wenig Zukunft. Jetzt eröffnet sich eine neue Chance: Europas Top-Gastronomie sucht nach genau diesen Profis! Doch wer schafft es wirklich in die besten Restaurants?